Die Geschichte von A, B und C

Es war einmal ein Mann, nennen wir ihn A wie Anton, der lebte sein Leben. Ein anderer Mann, nennen wir ihn B wie Bertram,war ein Bekannter von Anton. Bertram fand Anton sehr angenehm. Will sagen, er genoß die gemeinsam verbrachte Zeit mit Anton jedes Mal, zumeist gemütliche Abende bei einem guten Rotwein, einer Zigarre und einem interessanten Gespräch, das zumeist durch den Witz und das intelligent geführte Wort Anton´s seine spezielle Würze erhielt. Irgendwann erzählte Bertram seiner Frau, nennen wir sie C wie Claudia, von seinem Bekannten Anton. Weil die Abende mit Anton in der Folgezeit immer so spannend waren wie zuvor, erzählte Bertram seiner Claudia nun sogar öfter von Anton. Man könnte sagen, eine zeit lang erzählte Bertram regelmäßig und begeistert von Anton, regelrechte Hymnesreden.

Später dann betrog Claudia Bertram mit Anton und Bertram war, sozusagen, sehr traurig. Da machte er sich auf zu Anton, um diesen zur Rede zu stellen. Anton sagte nur: „Ich denke, dass du Claudia oft von mir erzählt haben wirst, ja, sehr oft. Und die Dinge, die du erzählt hast, müssen gute Dinge gewesen sein.“ – „Ja, das ist richtig,..“ erwiderte Bertram. „Und alles, was du ihr erzähltest, waren keine Lügen, so nehme ich an.“ – „Nein, keine Lügen,..“ Versuchte Bertram einzusetzen, aber Anton fuhr unbehelligt fort: „Denn du hast mich immer geschätzt für meine Art, du warst ganz entzückt von mir und von dem, was ich bin.“ – „Ja, auch das ist wahr, aber..“ wollte Bertram jetzt antworten, aber Anton unterbrach ihn, um in gewohnt ruhigem Ton fortzufahren: „So bist du – wenn du nicht einer von denen bist, die der Wahrheit nicht ins Auge sehen können – wohl mit mir überein: Es ist nachvollziehbar und völlig im Bereich der Normalität, wenn sich deine Frau von mir angezogen fühlt. Durch die Art wie ich bin, durch diese Art, die ausschlaggebend war für das Wort, das du ihr ans Ohr trugst über mich, habe ich – ganz ohne es darauf anzulegen – deiner Frau Herz gewonnen.“ Die entspannte Stimme Anton´s hatte wie gewohnt etwas Unwiderstehliches, etwas fast schon Hypnotisches. „Du weißt, dass deine Frau mich um ein Vielfaches mehr begehrt als dich, der du mich auch begehrst. Vor allen Dingen aber weißt du, dass ich ihre Hingabe und jedes kleinste Gramm davon verdiene. Sei also zufrieden und beklage dich nicht. Die von mir beschriebenen Tatsachen sind nichts weiter als die Konsequenz einer völlig alltäglichen Situation, in der wir drei uns jetzt eben befinden.“
Anton trank einen Schluck Wasser und schaute Bertram einen Moment lang an, ehe er fragte: „Sind wir uns in diesen Dingen überein?“ Bertram zögerte. Er versuchte, über die Worte Anton´s nachzudenken. Er hatte ihnen folgen können und alles verstanden, was Anton gesagt hatte, alles schien einleuchtend. Obwohl er in seinem Innern einen Widerstand spürte, Anton Recht zu geben, konnte er nicht anders. Er war fasziniert von der wunderbaren Art Anton´s, von seiner Souveränität und seiner Klugheit. Er antwortete mehr in Trance als aus wirklicher Entschiedenheit. „Ja. In diesen Dingen sind wir überein.“ Anton lächelte zufrieden und sagte „Schön. Ich freue mich, dass wir das aus der Welt schaffen konnten!“
Bertram, der sich nicht freuen konnte über diese Übereinkunft, lächelte gequält und verabschiedete sich bald.

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