WikiLeaks Gründer Julian Assange in Bedrängnis

Ein Gespräch zu Assanges Festnahme und ihrer Bedeutung für die Zukunft


Herr Krust: Noch lebt er.
Herr Gut: Ja, noch lebt er. Wenn ihn die Amerikaner bekommen, landet er schnellstmöglich im Knast und verstirbt dann tragischerweise bei einem Transport „durch einen Autounfall“ oder ein paar Jahre später an „Lungenentzündung“. Vielleicht reicht denen auch, den bloß einzubuchten, – viel kann er von da aus ja dann auch nich mehr ausrichten. Und dann drohen sie dasgleiche auch den paar verbliebenen Verbündeten an, einige werden sich auch kaufen lassen und so nehmen sie Wikileaks dann ganz in Ruhe komplett auseinander, radieren es aus. Tja die „westliche Welt“ ist einfach eleganter in der Lösung ihrer Probleme als etwa die „undemokratischen“ Russen oder Chinesen. Das ist ja im Prinzip eine sehr alte Leier. Mir kommt echt die Galle hoch. Naja immerhin kommt dann 2020 ein gut recherchierter, auf Tatsachen beruhender Spielfilm in die Kinos, da kann dann jeder nochmal sehen wie schlimm die Welt ist und der gewinnt dann die goldene Palme und dann klopfen sich alle auf die Schulter und sagen sich die Welt wird doch besser.
Herr Maier: (nickt) Da meinen jetzt also gewisse Herrschaften in Amerika das Ding wieder schön gerade bügeln zu können, so wie es in den letzten 50 Jahren ja auch immer geschafft worden ist: Pentagon Papers, Watergate, Irak.. Dennoch, die Assange Affäre zeigt doch in erster Linie die großartige Wirkkraft von WikiLeaks oder ähnlichen Plattformen! In Amerika haben jetzt welche Angst, große Angst, soviel steht wohl fest. Deren Problem ist, dass Wikileaks sich nicht kaufen lässt und die Daten ungefiltert einsehbar macht. Also nicht wie der Großteil der amerikanischen Medien völlig zensiert und manipuliert stets so sendend, dass die Amerikaner immer „sauber“ dastehen. Sehen Sie mal hier, wie sauber die das hinbekommen:Frontal 21Bleibt nur zu hoffen, dass das Netzwerk nicht komplett zerschlagen wird. So nach dem Motto „Al Quaida ist zerschlagen, jetzt kommt Wikileaks an die Reihe, diese Informationsterroristen!“
Herr Gut: Ehrlich gesagt fürchte ich tatsächlich, dass in so eine Richtung argumentiert werden wird..
Herr Maier: Hoffen wir, dass es gelingt, die Öffentlichkeit soweit aufzuklären und empfänglich für ungefilterte informationen zu machen, dass den Regierungen einfach keine andere Wahl bleibt, als nur noch das zu tun was vertreten werden kann, also bei der Wahrheit zu bleiben. Es ist eine große Chance für unsere Demokratie im herkömmlichen sinne… Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich habe noch eine wichtige Besprechung.
Herr Krust: (feixend) Eine Geheimbesprechung?
Herr Maier: Offiziell muss ich diese Frage mit „Nein“ beantworten. Wiedersehen sie Quetschwurst.
Herr Gut: Wiedersehen. Na, dann sprechen wir eben zu zweit weiter, nicht wahr Herr Krust?
Herr Krust: Sicher, Sie Pferd
Herr Gut: Der Begriff „Informationszeitalter“ wird meiner Meinung nach erst noch seine ganze Bedeutung entfalten. Und ja, es könnte zu einer Verbesserung führen, zu mehr Wahrem in der Politik, wer weiß. Lachen Sie nicht! Oder zum kompletten Kontrollstaat. Selbst wenn WikiLeaks zerstört werden sollte – es wird immer andere Portale dieser Art geben und Menschen, die sich trauen für die Offenlegung krimineller Verwicklungen zu kämpfen. Allerdings werden auch die sich zweimal überlegen ob es ihnen das persönliche Risiko wert ist, wenn an Assage erstmal ein Exempel statuiert worden ist. Und ja, Presse ist leider käuflich, aber es gibt auch noch ehrenhafte Journalisten – die Presse als Institution ist gut und wichtig, Wikileaks hat es ja seriös und genau richtig gemacht und die Informationen an große, etablierte, internationale Zeitungen gegeben, damit diese es dann prüfen/werten/herausbringen. Sehen Sie sich doch das hier mal an, abgesehen von den ersten zehn Minuten bringt Anne Will einen ganz guten Umriss zum Stand der Dinge.
Herr Krust: Ich hoffe mal, der hat gewußt, worauf er sich einläßt.
Herr Gut: Sie meinen Julian Assange, den WikiLeaksgründer?
Herr Krust: Ja natürlich, den Assange meine ich. Wenn er allen Ernstes dachte denen mal eben so ans Bein pissen zu können, vielleicht noch mit der Absicht ein paar Dollars zu machen, na dann willkommen im richtigen Leben CyberSpacko.
Herr Gut: Na na na mein lieber Herr Krust. Assage ist sicherlich weit mehr als ein Cyber Spacko. Hätte er absahnen wollen, wäre die Story bis hier ganz anders verlaufen und wir würden jetzt nicht darüber diskutieren.
Herr Krust: Wieso?
Herr Gut: Na weil es dann weder zu den großen Enthüllungen noch zu der Festnahme Farce gekommen wäre, ganz einfach. Wenn Geld fließt ist Ruhe, ganz einfach.
Herr Krust: Verstehe.
Herr Gut: Assange leistet Pionier Arbeit und ist sich des Risikos seiner Arbeit bewußt, das hat er schon oft erwähnt. Dafür, dass er sich dennoch traut zu tun was er tut, gehör…t ihm besonderer Respekt gezollt. Im Spiegel TV Magazin wird er als ein „Robin Hood der Bits & Bytes“ bezeichnet. Schauen Sie hier: Spiegel TV – Julian Assange
Herr Krust: Naja…der Spiegel ist auch nicht das Maß aller Dinge…
Herr Gut: Ach kommen Sie, Sie Pessimist. Sind sie schon so alt und verbittert über das Schlechte in der Welt?

Du bist Terrorist from alexanderlehmann on Vimeo.

Herr Krust: Ich frage mich, wo die Pionierarbeit ist. Er weißt nur darauf hin, daß die Geheimhaltung wieder etwas verschärft werden muß und das wars dann.
Herr Gut: Falsch. Er zeigt, dass Geheimhaltung wie wir sie aus dem 20sten Jahrhundert kennen nicht mehr funktioniert, nicht mehr funktionieren wird. Dass ein Umdenken notwendig ist. Es wird auf Dauer nicht mehr schaffbar sein, die Menschen ruhig zu halten, wenn immer wieder große Lügen durchbrechen. Das Exekutionsvideo mit dem Helikopter vom April ist ein gutes Beispiel, sehen Sie selbst und sagen Sie mir, dass Sie das nicht wütend macht: a href=“http://www.youtube.com/watch?v=5rXPrfnU3G0″ target=“_blank“>Collateral Murder Video
Herr Krust: Och nö, schon wieder dieses Hubschrabervideo. Aber ich sag Ihnen was: Wir sind ja einer Meinung: Die alte Geheimhaltung funktioniert nicht mehr, also wird umgedacht und angepasst. Verschärft. Die Gesetzgebung angezogen, um solchen „Wahrheitsstrolchen“ ganz schnell das Handwerk zu legen. Und die durchgebrochenen „großen Lügen“ gabs auch schon vor WikiLeaks. Zum Vietnam Krieg die Pentagon Papiere, angebliche Massenvernichtungswaffen zum Irak Krieg, die Liste ist lang. Und was ist passiert? Nüscht.
Herr Gut: Einer Meinung, dass es immer schon große Lügen und Vertuschungen gab, ja, keine Frage. Aber es ist auch zu sehen, dass solche Affären immer auch Gegenbewegungen angestoßen haben. Das Internet wird die Aufdeckung dieser Lügen begünstigen. Un…d die entscheidende Frage wird sein: Können bestimmte Interessensgruppen dafür Sorgen, dass die Nutzung des Internets für uns nur noch oberflächlich und nicht investigativ funktioniert? Werden wir eine Einschränkung unserer Meinungsfreiheit im Netz in Kauf nehmen? Werden wir verschlafen wie bestimmte Gesetze erlassen werden, die dazu führen, dass investigative Unternehmungen kaum mehr durchführbar sind und mit extremen Strafen belegt werden? Was auch passieren wird, im Fall Assange liegt eine besondere Chance. Noch nie vorher war so viel Aufmerksamkeit gebündelt auf das was jetzt passiert, auf den Versuch, eine Person aus dem Verkehr zu ziehen und die womöglich daraus resultierenden Konsequenzen für alle. Gut möglich, dass die Menschen langsam munter werden und auf die Straßen gehen.
Herr Krust: (knetet sich die Unterlippe) Irgendwie hab ich Sie gern, Herr Gut. Dann besorge ich uns also mal ein paar Bettlaken und Farbe. Ich kenne auch noch einen Bauern in Brandenburg, der kommt mit seinem Traktor aicher auch mit.
Herr Gut: Fabelhaft! Am Dienstag schauen alle Augen nach London, dann wird entschieden wie es weitergeht mit Assange.
Anmerkung:
Die Seite von WikiLeaks ist seit einiger Zeit Opfer von Hackerangriffen und daher nicht immer zu erreichen. Am besten geht es, wenn man einfach „wikileaks“ googelt. Leider wurde von mehreren Unternehmen (vermutlich auf Druck bestimmter Interessensgruppen) die Kooperation mit WikiLeaks abgebrochen, so zum Beispiel von Amazon, Paypal, Mastercard und Visa – wodurch Wikileaks Probleme hat Spendengelder entgegen nehmen zu können. Es gibt aber weiterhin die Möglichket per Überweisung zu spenden. Spread the Message.