Farce: „Kony 2012“

KenFM bringt es (siehe Video unten) auf den Punkt: Warum „Kony 2012“ nur eine verzerrte und völlig unzureichende Darstellung ist und der Hype einige Sorgenfalten auslösen sollte.

Ja – es muss sich was in dieser Welt ändern, die von der Dominanz einiger Mächtigen, Ausbeutung und Kriegstreiberei überschattet ist. Aber es reicht nicht, sich ein Kony Armbändchen für 20 Dollar zu kaufen und ohne weiteres Hintergrundwissen den Einsatz von amerikanischen Streitkräften in einem beliebigen Land damit zu rechtfertigen, dass da „ein Böser ist, der weg muss ..aber bitte sofort!“
Ja – es gibt Verbrecher in der Welt, die ins Gefängnis gehören (und Kony ist, soweit ich das beurteilen kann, einer von Ihnen).

Aber niemand sollte voreilig davon ausgehen, sich durch das sehr fragwürdige Video eine klare Sicht auf eine weit komplexere Sache verschafft zu haben.

Die weltweite, altbekannte und andauernde Brachialdominanz der USA und ihre Lynchjustiz „im Auftrag der Freiheit“ gehen ungebremst weiter und die Mittel werden ausgeklügelter. Mit modernster, digitaler Social-Network Propaganda scheint man gerade dabei zu sein, die Art und Weise neuer, medialer Täuschungsmanöver auf ein völlig neues Level zu heben. Selbst wenn Jason Russell, der Macher des Kony 2012-Videos (das sich in den letzten Tagen wie kein anderes Video in der Geschichte viral über den Planeten verbreitete) mit echter Leidenschaft für seine „White-American-Student-rescues-Africa-from-Evil“ Sache kämpft, ist es alarmierend, wie schnell heute einseitige und oberflächliche Informationen zu  Massenhysterie und emotionaler Legitimation eines militärischen Einsatzes führen können.

Das Experiment, von dem Russel zu Beginn des Filmes spricht, ist geglückt. Fragt sich nur, wem das am Ende wirklich was nützt.

Questions and no answers..

  • Wie konnte sich das Video derartig schnell verbreiten?
  • Wie kommt es, dass der Film offenbar eine Ergreifung Konys in Uganda propagiert, sich aber alle seriösen Informationsquellen inklusive ugandischer Menschen, die darüber ausführlich bei Youtube berichten, sich einig darüber sind, dass Kony seit einigen Jahren nicht mehr in Uganda ist und er (selbst wenn er es wäre) heute längst nicht mehr ein so bedrohliches Thema ist wie er es in den Neunzigern war (als seine Taten wiederholt in den Medien berichtet wurden)?
  • Wozu wurden jetzt amerikanische „Advisors“ nach Uganda geschickt?
  • Warum leiten „Invisible Children“ nur 32 Prozent der erhaltenen Spenden tatsächlich an wohltätige Zwecke, wo doch die komplette Weitergabe von Spenden bei bekannten Wohltätigkeitsvereinen als selbstverständlich gilt?
  • Wie genau will Jason Russell Kony zur Strecke bringen? Was soll das für eine „App“ sein, die er –> bei einem Fernsehauftritt kurz vorgestellt hat?

Die ugandische Rosebell Kagumire und ihre hörenswerte Sichtweise:

„The group [Anm.: Invisible Children) is in favour of direct military intervention, and their money supports the Ugandan government’s army and various other military forces. Here’s a photo of the founders of Invisible Children posing with weapons and personnel of the Sudan People’s Liberation Army. Both the Ugandan army and Sudan People’s Liberation Army are riddled with accusations of rape and looting, but Invisible Children defends them, arguing that the Ugandan army is „better equipped than that of any of the other affected countries?, although Kony is no longer active in Uganda and hasn’t been since 2006 by their own admission. These books each refer to the rape and sexual assault that are perennial issues with the UPDF, the military group Invisible Children is defending.“(von —>  http://visiblechildren.tumblr.com/ )

—> „Stop Kony, Yes – but dont stop asking questions“ by Musa Okwonga

—> Interview & Videos mit Jason Russell bei Jezebel.com

—> Wer regiert in Uganda?

Und hier noch (weils einfach herrlich parodistisch einige Punkte trifft) „The definitive Kony 2012 Drinking Game!“

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