Zug nach Amsterdam

Ich fuhr wie immer erster Klasse. Also schrie ich, sobald diese Stewardess kam und mir ein Bier anbot: „Jetzt gib mir endlich mein Scheiß Bier du beschissene Schlampe!“ Hierbei überschlug sich meine Stimme vor allem bei „mein Scheiß“. Als sie mich daraufhin entsetzt ansah und wie versteinert war, langte ich auf den Wagen, während ich sie ansah, nahm die Dose und ließ für jeden deutlich hörbar verlauten: „Jetzt guck nicht so extrem dumm, so dumm bist du doch gar nicht!“, worufhin sie kaum oder nur unzureichend reagierte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als sie mitsamt ihrem dämlichen Wagen wegzustoßen, wobei ich brüllte: „Du verdammtes Luder, langsam reichts mir wirklich mit Dir! Ich hab jetzt echt die Schnauze voll! Ich zahl hier doch nicht, um den Alleinunterhalter zu machen! ZISCH AB!“ (Zuletzt kam auch etwas Spucke mit meinen wirklich derbe herausgepressten Worten mit und ich nahm mir mit der freien Hand noch schnell zwei Bier.) Später schickte sie dann wohl ne Kollegin los oder was weiß ich, vielleicht war das dann die für den Zuständigkeitsbereich Belgien, da brauchte ich jedenfalls kaum was zu sagen, nur ein oder zweimal. Amsterdam, ich komme!

Berlin

Berlin, Berlin, Du bist enorm
Mit Sonne und auch ohne
Der Mensch, in Dir kommt er in Form
Denn Du bist freie Zone!

Ich checks nicht ganz – oh man wie geil
Die Zeit hier wird nicht dunkel
Mein Lachen bleibt, ich werde Teil
Von Deinem Spaßfurunkel!

Ich weiß´s, ich spür´s, ich bin jetzt hier
Verliebt in Dich und jeden,
Der in Dir lebt, trink auf Dich Bier,
Denn Du *PROST* bist mein Leben!

sCa – samplin‘ Cologne artists
(CD-Sampler, 2005)

 

„sCa – samplin‘ Cologne artists“ – unter diesem Namen habe ich 2005 einen CD Sampler produziert. Die Idee war, in Eigeninitiative Stücke von mehreren Musikern aus meinem Bekanntenkreis zusammenzulegen und gemeinsam einen abwechslungsreichen, vollwertigen Sampler zu schaffen. Ich hatte bemerkt, dass viele ihre Tracks zwar produzieren, diese aber dann oft liegen lassen und immer wieder neues Zeugs anfangen, so dass alles verstaubt und letztlich nichts zu Ende produziert wird. Es ging mir darum, einen Anreiz zu schaffen, unsere Tracks wirklich „rauszubringen“, zu sagen „Hey, das Zeug ist gut, das muss gehört werden! “ Und – klar – hatte auch ich selbst ein Interesse daran, endlich meine eigenen Tracks irgendwie rauszubringen, da ich damals unter dem Namen „doctabernau“ große Freude daran hatte, mich im Sprechgesang auszuprobieren.

Das Ergebnis der ganzen Akion war überraschend positiv: die CD hat bei 18 Tracks eine Spieldauer von 78 Min. und ist (Tatsache!) nicht nur hörbar, sondern streckenweise richtig gut. Das Spektrum reicht von Hip Hop und Bigbeat über experimentelle Ambient Klänge bis hin zu DrumnBass und anderer elektronischer Musik.


Eine CD zu produzieren ist gar nicht so schwer. Wer etwa 1500 Euro aufbringen kann, kann ein paar Hundert CDs pressen – die Anbieter im Netz sind zahlreich. In unserem Fall habe ich das Geld mit einer Releaseparty wieder reinholen können. Für die Party hatte ich Flyer und Poster drucken lassen und wir sind tage- und nächtelang durch Kölns Straßen gerannt mit Kleister und Pinsel. Der Verkauf unseres „selbstgemachten“ Samplers war dann allerdings alles andere als leicht, um nicht zu sagen: unmöglich. Zwar bekamen wir absolut positives Feedback und ich glaube wirklich, dass die CD noch heute von einigen Menschen immer weder gern mal gehört wird, aber einen Sampler an den Mann zu bringen, ohne wirklich die Information mit Hilfe von Werbung usw. verbreiten zu können, ist schwierig. Als Experiment war das Ganze jedoch eine gelungene Sache und hat nicht nur eine Menge Erfahrung, sondern auch sehr viel Spaß gebracht.

Die meisten der sCa Künstler machen auch heute noch aktiv Musik und einer der Künstler, die auf der sCa-CD zu hören sind, ist mittlerweile sogar hauptberuflich als DJ und Produzent tätig: Tobeyer, vielen mittlerweile besser bekannt als die eine Hälfte von „Andhim„. Mit den beiden Knallern „In the middle“ und „Soul4Sale“ releaste er seine ersten eigenen Produktionen tatsächlich auf „sCa“.

Hier gibt es nun exklusiv den *kompletten* Sampler zum Anhören.
Viel Spaß dabei!

1. Intro S.C.A.

2. Tobeyer – In the middle

3. doctaBernau – Ne Frau und so

4. Henree – Its special

5. Lost in Beats – Auf und Ab

6. Barfuß – Feuer

7. Räppattacke

8. doctaBernau – Introducin da docta

9. Densus Dahn – Ihr kennt den Namen

10. Knobz – Bricker

11. doctaBernau – Ohne ASS

12. Bo Un – Groovehund

13. Tobeyer – Soul4Sale

14. Henree – Keep it twisted

15. Bo Un – Die Nationalhymne von Betageuze

16. Henree – Hot4U

17. Barfuß – Scream

18. MitchQ – The Q


 

Ein Wintermärchen oder Vorsprechen am Stadttheater Aalen

[Video starten vor dem Lesen für die Musik!]

Was ein wunderbarer, kleiner Ausflug in das winterliche Baden Württemberg!

Ja, schon lange hatte ich kein so idyllisches Plätzchen besucht wie Aalen, dieses unberührte Fleckchen im schönen Ostalbkreis. Heute morgen um sechs gings los, im Frühtau zu Berge, hinein in die vereiste U-Bahn, zack, mal eben 104 Euro electronic Style Cashflow hinein in den Apparat, zack, drin in Deutschlands Elite Zug, ganz oben dabei, auf der Überholspur mit Deutschlands Leistungsträgern sozusagen.
Und während ich mir ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen kann – die Produkt Designer von Dr. Oetker haben einfach ganze Arbeit geleistet: ein Pudding Genuß namens „Kenia Feinherb“ erfreut meinen höchst anspruchsvollen Feinschmecker Gaumen – und ich mich frage, ob bald ein Schoko-Produkt namens „Somalia Light“ auf den Markt kommen wird, fliegt draußen das schönste Land der Welt an mir vorbei, getaucht in schneeweißes Weiß, als wäre das Christkind höchstselbst hinunter gestiegen mit seinem Puderzucker Set.
Einen Augenaufschlag später schon befinde ich mich am Ort meines Begehrens: in Aalen. Kaum merkliche 1:36h verspätet, die Bahn hat ihrem Namen diesmal wirklich alle Ehre gemacht und mich (fast) fahrplangerecht transportiert.

Die kleine Verspätung habe ich dem Theater zu diesem Zeitpunkt bereits mitgeteilt – ach ja! ..ich vergaß zu erwähnen: der uneigentliche Anlaß für meinen Winterurlaub ist ein „Vorsprechen“ am Stadttheater, man lud mich großzügig ein eine Kostprobe meines Könnens vorzuspielen. Und da bin ich nun, um 14:40 Uhr, gut 40 Min. später als gedacht. Am Telefon teilte man mir mit, die Intendantin des Hauses, Katharina Kreuzhage, habe am nachmittag einen Termin, sie könne erst wieder ab 18:15 Uhr. Wie unpraktisch das allerdings ist, fällt mir erst jetzt auf, da mir der junge Mitarbeiter des Theaters online auf bahn.de zeigt, dass die letzte Verbindung nach Berlin an diesem Tag um 17:30 Uhr ab Aalen geht. Uups. Moment mal, stimmt das wirklich? Ich schaue nochmal nach und stelle fest: Tatsache. Verbindungen nach 17:30 Uhr dauern um die 9 Stunden, inklusive Umsteigen und Wartezeiten an mitternächtlichen Provinzbahnhöfen, bei -6° C nicht unbedingt eine brauchbare Alternative.
Okay, also ganz in Ruhe, es wird sicher eine Lösung geben denke ich. Denke ich noch eine Weile, und versuche es noch ein Weilchen zu denken. Vielleicht kann die Intendantin ja früher von ihrem Termin zurück, oder es gibt den einen oder anderen Regisseur ihres Vertrauens, dem ich vorspielen kann, oder frau schlägt mir vor in Aalen zu nächtigen oder, oder.. vielleicht sollte ich mit ihr persönlich sprechen, um die Sache zu klären.
Allerdings gibt mir der Junge/Mann nicht ihre Telefonnummer. Ich versuche ihn freundlich zu überzeugen, dass es doch jetzt am besten wäre zu kommunizieren, um Mißverständnisse gegebenenfalls ausräumen und die Sache klären zu können. Nix da, die Nummer gibt er nicht raus. Er ruft auf mein Drängen bei ihr an und sagt mir er sei „weggedrückt“ worden. Ich bin etwas sprachlos. Er händigt mir eine Bescheinigung aus in der zu lesen ist, dass ich anwesend gewesen sei und das Vorspielen aufgrund „zeitlicher Differenzen“ nicht habe stattfinden können. Er sagt, ich könne ja ein andermal wiederkommen und findet meine offenbare Unschlüssigkeit offenbar befremdlich.
So langsam habe ich das Gefühl im falschen Film, oder besser: im falschen Theater zu sein. Ich fasse es nicht ganz und während ich bemüht ruhig bleibe, bitte ich ihn, der Intendantin eine Sms zu schicken mit der freundlichen und dringenden Bitte um einen Anruf. Er tippt die Sms und etwa zwei Minuten später bin ich draußen, auf Aalens Straße, kann es noch nicht recht glauben, tappe zum Bus, das Handy fest im Blick. Doch da wird kein Anruf kommen, dämmert es mir.
Ich schaffe es irgendwie, die Bahnfahrt mit Humor zu nehmen. Wohl weil mir klar wird: da wolltest du nie hin. Wer einen Vorstellungstermin für eine zweijährige, enge, künstlerische Zusammenarbeit (das Aalener Ensemble hat ganze 6 SchauspielerInnen) so legt, dass eine Verspätung bei Anreise über 500 Kilometer im Schneechaos ein etwa 30 minütiges Zeitfenster zu Nichte macht, hat vermutlich den russischen Außenminister getroffen, ist aber letztlich nicht ganz mein Fall.
Einen ausgefallenen ICE, 2 ICs und eine Regionalbahn später bin ich nach insgesamt Achtzehn Stunden wieder in Berlin.